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« am: Juli 12, 2015, 04:29:05 Nachmittag »
Hallo zusammen,
erst einmal Dank an alle, die sich hier beteiligen - Eure Offenheit finde ich hilfreich, um wie oben in einem Beitrag erwähnt, zum/zur Experten/in in eigener Sache zu werden.
Wo ich mich wundere, ist die scheinbar recht negative Bewertung des Begriffs "Behinderung": weil doch gerade der (auch in einem Beitrag oben beschriebene) Versuch, die Medikation herunterzufahren und schließlich abzusetzen zeigt, dass es sich bei dem angeborenen Hormonsynthese-Problem um eine Behinderung handelt - und nicht um eine Krankheit, die irgendwann ausheilt und die man dann wieder vergessen kann.
Krankheit kommt und geht wieder - Behinderung ist lebenslänglich da, man kann aber trotz Behinderung sich gesund fühlen! Solange man seine Tabletten nimmt und die Dosis an die jeweiligen Belastungen anpasst (so wie aktuell gerade an die Sommerhitze)...
Was man "late onset" -AGS nennt, ist doch nicht erst spät aufgetreten, nämlich dann wenn ohne Behandlung gar nichts mehr geht, sondern das Problem war schon von Geburt an da! Irgendwie hat es der Körper lange noch geschafft, den Mangel an bestimmten Hormonen zu kompensieren und Mensch hatte dabei eine ganze Reihe von Symptomen, die jedes einzelne als "haben andere auch" oder als "kann doch gar nicht sein" abgetan wurden - wie sich ein "normaler" Hormonhaushalt anfühlt, kann man ja gar nicht wissen, wenn das Problem "schon immer" da war - bis man dann (durch Zufälle und monatelanges Ausprobieren) die passende Dosierung gefunden hat. Was gerade deshalb so schwierig ist, weil man selber den Ärzten erst mal gar nicht beschreiben kann, was einem solchen Stress macht, wenn man den extremen Stress hat, dass die Kompensation eben nicht mehr funktioniert.
Insulinpflichtiger Diabetes mellitus ist auch eine Behinderung: ohne das zu ersetzen, was der Körper nicht (mehr) selber herstellen kann, wird es lebensgefährlich -
und bei AGS (egal ob von Geburt an oder "late onset") kann es eben auch beim Absetzen früher oder später lebensbedrohlich werden, oder zumindest unerträglich.
Ich fände logischer, den Begriff "late onset" überhaupt nicht zu verwenden, sondern von einem "noch kompensierten" oder einem "nicht mehr kompensierten" Hormonsynthese-Problem (21-Hydroxylase oder was auch sonst) zu sprechen.
Viele Grüße an alle und schönen Sommer
stapelia