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Late Onset AGS?
Cellardoor:
Hallo ihr Lieben,
ich bin neu in diesem Forum und habe derzeit ziemlich viele Fragen im Kopf.
Vor einigen Monaten war ich bei meiner Gynäkologin, weil meine Menstruation ausblieb. Diese veranlasste einen Hormonstatus. Ergebnis war: Erhöhung des DHEAS und fünffache Erhöhung des Progesterons.
Sie schickte mich dann mit Verdacht auf Late Onset AGS zum Endokrinologen.
Ein paar Monate später saß ich dann in der Uniklinik Köln. Dort wurden viele Blutwerte kontrolliert und ein ACTH Test gemacht (ich stelle alle relevanten auffälligen Werte unten rein).
Im Bericht steht jetzt wieder Verdacht auf Late Onset AGS und "überschießende Freisetzung von 17 Hydroxypregnenolon nach ACTH begründet; V.a. 3 ß Hydroxylase Defizit"
Ein Gentest wird angeraten.
Meine Fragen jetzt:
Kann man die Diagnose aufgrund des ACTH Tests bereits sichern oder muss zwingend noch ein Gentest gemacht werden?
Wie genau sieht die Behandlung dessen aus bzw. hat diese viele Nebenwirkungen? Ich habe Bedenken wegen des Kortisons. Ich habe eine Insulinresistenz und Hashimoto und bedingt durch dieses ganze Hormonchaos in kurzer Zeit ziemlich viel zugenommen.
Ich hoffe ihr könnt mit den Werten etwas anfangen. Würde mich freuen, wenn jemand mal drüber schauen könnte.
Blutbild:
SHBG (S): 2.2 mg/l (9.3-36.9)
Testosteron-SHBG Quotient: 7.19 (0.38-5,91)
DHEA-S (S): 4,89 mg/l (0.99-3.40)
Androstendion (S): 3,48 ug/l (0.44-2,9)
ACTH
0 Min.
17-Hydroxyprogesteron 405 (fol. Phase:20-100, lut. Phase 100-200)
17-Hydroxypregnenolon 333 (30-350)
Androstendion 0 Min. 192 (90-270)
Dehydroepiandrosteron 583 (300-850)
60 Min.
17-Hydroxyprogesteron 507
17 Hydroxypregnenolon 1559
Androstendion 394
Dehydroepiandrosteron 1998
Jenjen84:
Guten Morgen Cellardoor!
Ich versuche dir mal, in meinen Leienworten und mit dem AGS-Bild im Anhang den Unterschied zu erklären.
Der ACTH-Test hat ans Licht gebracht, dass deine Hormonvorstufen erhöht sind. Das kann daran liegen, dass
1. Deine Nebennieren sind überlastet sind und mit der weiteren Verstoffwechslung deiner Hormonvorstufen bis hin zum Endprodukt Cortisol nicht hinterher kommen.
2. Du einen Gendefekt hast, nämlich einen Hydroxylase-Defekt, wie im Bild im Anhang erklärt.
Ein Gentest würde genauer klären, ob bei dir Variante 1 oder 2 zutrifft. Gentest bedeutet, die wird einfach ein Röhrchen Blut abgenommen, das dann an ein humangenetisches Labor geschickt wird. Vorher musst du unterschreiben, dass du mit einer genetischen Untersuchung einverstanden bist. Also recht unspektakulär.
Die Behandlung der beiden genannten Varianten ist recht ähnlich. Bei beiden wäre der schulmedizinische Ansatz Cortison-Substitution. Der Unterschied wäre nur, dass sich deiner Nebennieren bei Variante 1 von ihrer Schwäche wieder erholen könnten, während ein Gendefekt irreparabel ist.
Probleme mit der Schilddrüse bei zu grundeliegenden Problemen mit den Nebennieren sind gar nicht so untypisch, da sich die hormonbildenen Organe im Körper einer Frau (Schilddrüse, Nebennieren, Hypophyse) gegenseitig beeinflussen können. Man nennt das im Medizin-Deutsch Hormonachse.
Auch eine Insulinresistenz ist nicht untypisch bei Problemen mit den Nebennieren, da die Nebennieren großen Anteil am Zuckerstoffwechsel im Körper haben.
Zu den Nebenwirkungen von Cortison kann ich so leider nichts sagen, da ich an dem Punkt selber noch nicht bin.
Wenn ich du wäre, würde ich den Gentest veranlassen und dann weitersehen.
In der Zwischenzeit würde ich meine Ernährung umstellen, hin zu glutenfrei, kuhmilchfrei und zuckerfrei. Das würde deiner Schilddrüse und somit sicher deinen Nebennieren gut tun, denn Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto "ernähren" sich quasi von Gluten, Kuhmilchprodukten und Zucker. Und gerade bei einer gleichzeitigen Insulinresistenz, also der Vorstufe von Diabetis, könnte der Verzicht entscheidene Besserung herbeiführen. Ich habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht, was mein Wohlbefinden angeht und nebenbei hab ich damit im letzten dreiviertel Jahr auch 13 Kilo abgenommen.
Ich hoffe, ich konnte dir mit meiner Antwort ein bisschen weiterhelfen.
Wenn du weitere Fragen hast, immer her damit :-)
Liebe Grüße, Jenny
Cellardoor:
Hallo Jenjen84,
vielen lieben Dank für die ausführliche und leicht verständliche Antwort.
Kennst du zufällig einen guten Arzt bzw. Genetiker aus dem Raum NRW, der diesen Gentest macht?
Eine Frage habe ich noch. Diese hat allerdings nur teilweise mit dem Thema late onset AGS zu tun.
Ich mache mir jetzt etwas (panische) Gedanken, weil ich gelesen habe das unter den erhöhten Hormonwerten auch ein endokriner bzw. Hormonproduzierender Tumor (wie das Nebennierenrindenkarzinom) dahinter stecken kann.
Schließt der ACTH Test diesen bereits aus oder sollte man das zusätzlich nochmal abklären?
Ich habe etwas Sorge, weil das Ganze sehr plötzlich kam. 2014 war mein Hormonstatus vollkommen unauffällig und ein Jahr später ist da so ein Durcheinander. Auch bin ich schon längst raus aus der Pubertät (ich bin 26 Jahre alt).
Vielleicht weißt du ja was zu dem Thema, es macht mich derzeit ziemlich unruhig und ich habe große Angst, das sowas dahinter stecken könnte.
Eine komplette Ernährungsumstellung habe ich auch schon seit April hinter mir. Leider will das Gewicht nicht richtig runter, aber ich nehme derzeit wenigstens nicht mehr zu und fühle mich etwas fitter.
Lieben Gruß,
Sabrina
Jenjen84:
Hey Sabrina!
Ich glaube mal gelesen zu haben, dass ein Tumor auf den ACTH-Test nicht ansprechen würde. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.
Ich hab bestätigtes Late Onset AGS und ich hab mir das erste mal "boa, mit mir stimmt ernsthaft was nicht" vor vielleicht 3 Jahren (also mit Ende 20) gedacht. Ich habe von der Zeit davor keine Bluttests, aber ich könnte mir schon vorstellen, dass meine Werte da normal gewesen wären.
Wie fühlst du dich denn so allgemein?
Grüße, Jenny
Cellardoor:
Hallo Jenny,
das Gefühl blieb bei mir im Grunde aus.
Ich hatte nur einmal einen "Ausrutscher" meiner Periode (blieb für ca. drei Monate aus) und das war dann Grund, dass meine Gynäkologin nochmal nach sehen wollte.
Tja, und dann hatten sich meine Hormonwerte komplett verändert. Zyklusmäßig habe ich keine Beschwerden, Periode kommt regelmäßig. Auch sonst keinen Haarausfall etc.
Das einzige was dazu kommt ist Hashimoto, eine Insulinresistenz und ein schwerer Vitamin D Mangel (Wert lag bei 7.9), den ich aber in den nächsten Tagen substituiere.
Gut fühle ich mich derzeit nicht wirklich. Ich bin oft müde, habe Kopfschmerzen etc. Mein Allgemeinbefinden war schon mal erheblich besser, ist aber wohl durch den Vitamin D Mangel erklärbar.
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