Autor Thema: *Seufz* ... langsam verzweifele ich ...  (Gelesen 14971 mal)

August 31, 2015, 05:40:30 Nachmittag
Gelesen 14971 mal

Birgit

  • User

  • Offline
  • **

  • 3
    • Profil anzeigen
Hallo erst einmal ...

ich versuche mal eine Kurzvorstellung, bevor ich massenweise Sachen über mich schreibe.

Ich bin 46 Jahre, Mutter eines 10 jährigen Sohnes.
Offiziell sieht mich mein Hausarzt als gesund an. Zumindest sagen ihm das die klassischen Untersuchungsergebnisse:
  • Das EKG zeigt keine Probleme und auch der Blutdruck ist normal (wenn ich mich nicht gerade aufrege oder aufgeregt bin). Auch mit Langzeitmessung bestätigt.
  • Das normale Blutbild bekam von ihm die Note 1-, denn sogar die Blutfettwerte und der Cholesterinspiegel sind auf einem quasi göttlich niedrigem Niveau

Das dumme nur ist, dass ich mich selber nicht gesund fühle ...
  • wegen meinem Gewicht von 145 kg. Wobei ich weiß, dass ich einigermaßen abnehmen kann, aber nur wenn die Bedingungen stimmen (wenig KH). Dagegen nehme ich sehr viel leichter zu und habe teilweise massiven Heißhunger und merke, dass mir der Blutzucker wohl im Keller ist.
  • weil ich - in den letzten Jahren zunehmend - verschiedene Probleme habe, die sich nur schwer an einem einfachen Symptom erklären lassen. Leicht reizbar, extrem empfindlich gegen Schlafmangel aber auch häufig Probleme mit dem Schlafen, hin und wieder Depressionen (im Zusammenhang mit dem PMS), allgemein Lustlosigkeit und Antriebsschwäche, ... und so weiter. Meinen Mann stört sich auch sehr an meiner sexuallen Unlust, was öfters zu Spannungen führt und mich dann aber auch wieder trifft und mitnimmt. Außerdem traten vor einem 1/4 Jahr psychosomatische Probleme auf, als ich beruflich stark und Druck geraten bin.

Meinem Hausarzt gegenüber habe ich das schon geäußert, aber aufgrund der guten Messwerte tat er das leider recht lapidar ab: ich solle weniger essen, mehr Sport machen und wenn ich zu gestresst bin weniger arbeiten (was ich sowieso schon mache wegen unserem Sohn).
Ich erlebe das im Prinzip andauernd, dass ich zu einem Arzt gehe, es steht ein Verdacht im Raum ... und schwupps ... die Blutwerte sind in Ordnung, also bin ich gesund!!!

Wegen solcher Erlebnisse versuche ich mich halt im Internet zu informieren. Außerdem merke ich Besonderheiten, die einfach nicht zu einem Normalzustand passen, wie ich finde. Aber wie schon beschrieben ... es gibt immer zu viele Gegenargumente.

Erst letztens war ich beim Frauenarzt. Viele meine Probleme konnte ich mit PCO in Zusammenhang bringen (hab eine Dissertation zum Thema gefunden). Mir wurde das sogar mal vor 20 Jahren das gesagt (nach Ultraschall) und mir vorhergesagt, dass ich Probleme damit haben würde, schwanger zu werden. Etwas stärkere Körperbehaarung, tiefe Stimme, breite Schultern, ... da passt einiges.
Hmm ... tja, trotz aller Zusammenhänge ... die typischen Probleme mit Diabetes fehlen bei mir: Normale Cholesterin- und Tryglycerid-Werte, sonstige Anzeiger ... Nada!! Und bin ich ohne Probleme dreimal schwanger gewesen. Und letztens beim Frauenarzt wieder mal Hormon-Check. Heute telefonischer Bericht, dass alles in Ordnung wäre.  :(
Wieder das gleiche ...........  :'(
Gut, ich gehe morgen noch mal hin und spreche mit dem Doc ... mal schauen, was das wird. Ich bin inzwischen soweit, dass ich fast selber an mir zweifle. Ob ich mir das alle nur einbilde .....
Ich versuche ja diese Widersprüche zu erklären und habe einige Argumente:
  • Die nicht vorhandenen Diabetes-Probleme und die vorhandenen Schwangerschaften kamen vielleicht daher, dass ich seit an die 15 Jahren auf die KH-Menge achte und eher Low-Carb esse. Sättigungsbeilagen wie Nudeln, Kartoffeln usw. gibt es bei uns nur selten.
  • Der niedrige Chloesterin-Spiegel kommt vielleicht daher, dass ich eben normal esse und nicht auf die Cholesterin-haltigen Sachen verzichte. Und, ich habe eine Idee, dass es ja auch sein könnte, dass Cholesterin vielleicht vermehrt verbraucht wird, weil (nach einer aus Versehen herausgerutschten Aussage des Hausarztes) vieleicht bei mir ein erhöhter Cortisol-Bedarf besteht.

Bei einigen anderen Besonderheiten von mir, könnte ich ähnliches berichten. Einiges passt, anderes spricht dagegen.

Naja ... und eben bin ich auf das late-onset-AGS gestoßen, habe im "alten" Forum einiges gelesen und finde da auch einiges von mir wieder. Nicht nur die schon beschriebenen Eigenschaften.
Zum Beispiel ein eher männliches Verhalten und (wie mein Mann auch meint) nicht immer typisch-frauliches Verhalten. Früher lieber Prinz statt Prinzessin, sehr gutes räumliches Vorstellungs-Vormögen und Orientierungs-Sinn, beruflich im Naturwissenschatlich-Mathematischen Gebiet, usw.
Was nicht passt, sind meine dichte Haupthaare (die mein älterer Bruder aber auch hat!).
Mir fiel dann noch ein, dass ich (eben im Album nachgeschaut habe) mit 9 Jahren einen sehr starken Ausschlag am ganzen Körper hatte. Jetzt aber nicht mehr, dafür eher trockene Haut, ...
Auf der anderen Seite dann aber eine sehr starke Milch-Produktion während des Stillens und sowieso keine kleinen Brüste. Eher Birnen- als Apfel-Typ.

Ja, soweit meine "kurze" Beschreibung. Bin halt ein Quassel-Typ und habe soviel mitzuteilen.

Habe ich eine Frage? Hmm ... würde mal gerne hören, wie sich eure Erfahrungen mit meinen decken? Vielleicht könntet ihr mir auch noch Hinweise geben.

Und falls der Frauenarzt morgen auch der Meinung ist, dass ich gesund bin, wäre vielleicht eine Arzt, der sich Zeit nimmt und alle meine Argumente ernst nimmt, interessant. Bin zwar Kssenpatientin, aber wenn es um sinnvolle Untersuchungen geht, muss ich halt den Geldbeutel zücken. Am liebsten im Bereich von Süd-Rheinland-Pfalz oder im Saarland.

Viele Grüße, Birgit
« Letzte Änderung: August 31, 2015, 05:43:45 Nachmittag von Birgit »

September 01, 2015, 01:36:04 Nachmittag
Antwort #1

Birgit

  • User

  • Offline
  • **

  • 3
    • Profil anzeigen
Eine erste Ergänzung, da ich schon per privater Nachricht etwas geschrieben bekam, was den Cortisol-Bedarf betrifft:

Vor sicher schon 20 Jahren merkte ich, dass ich "anders höre" als andere.
In unruhiger Umgebung (z.B. Restaurant) kann ich kaum mehr als meine direkten Nachbarn verstehen, den zweiten oder dritten meist nicht, weil die Umgebungsgeräusche mir zu laut erscheinen.
In ruhigen Umgebungen kann ich selbst leiseste Geräusche gut wahrnehmen. Lautere kommen mir wie eine Knall vor.
Ich bin zum HNO, der konnte mit meiner Beschreibung aber nichts anfangen und so wurde ein Hörtest gemacht und der war ganz normal.
Mein Ergebnis: ich bin halt irgendwie anders.

Vor etwa 6 Jahren wurde der Begriff "Hochsensibel" mal in einem Forum erwähnt (ich war nur Mitleser) und als ich mich darüber informierte, fand ich genau meine Probleme beschrieben. Und dann konnte ich auch andere sensorische Besonderheiten dem zuordnen: das mir vom stark stinkenden Knoblauch schlecht wird, mein Mann mich als "lichtscheu" bezeichnet, weil ich es gerne dunkler habe und auch die Sichtblende im Auto bei hellem Himmel runtermache, auf Berühungen empfindlich reagiere und es teilweise als unangenehmen empfinde und Weiteres ....

Wer sich darüber informieren will, kann das beim Wikipedia-Artikel zum Thema tun.

Die Vermutung steht im Raum, dass Hochsensible Sinneseindrücke generell intensiver und weniger gefiltert erleben. Viele, die sich selber als Hochsensibel bezeichnen (und ich habe im Kollegen-Kreis schon mal drei ausgemacht), macht das mehr an Sinneseindrücken irgendwann einmal zu schaffen. Es kommt zu einer Überflutung mit Sinnes-Eindrücken, die Stress verursacht. Einige Hochsensible berichten von ähnlichen Problemen wie ich. Leider wird da immer noch sehr wenig geforscht, aber aufgrund des Dauerstresses durch Sinneseindrücke könnte ein höherer Cortisol-Bedarf bestehen.

Soweit mein Eindruck. Übrigens ... Nicht-Hochsensible haben große Probleme, diese Beschreibung zu verstehen, weil sie es eben nicht kennen. Hochsensible dagegen wird das sofort klar sein!  ;)

Auf der anderen Seite habe ich mal (eher zufällig) an einer Studie zur Stress-Messung teilgenommen. Täglich mehrfach Speichel-Proben und zahlreiche Fragebogen. Das Ergebnis war, dass ich im Speichel eine wohl normale Menge an Cortisol haben soll. Allerdings würden die Ergebnisse der Fragebögen auf einen Cortisolmangel hindeuten.

Als ich eben auf dieses Ergebnis den Hausarzt mal hinwies kam von ihm die Bemerkung, das ich zwar nicht zu wenig Cortisol habe für normale Bedürfnisse, aber vielleicht ist es bei mir dann eher ein relativer Mangel. Und so kam ich auf die Verbindung zu meiner Hochsensibilität.
Und wenn tatsächlich ein erhöhter Cortisol-Bedarf besteht, könnte es dann nicht vielleicht auch so sein, dass für die Herstellung von Cortisol das Cholesterin verbraucht wird!?

September 01, 2015, 11:02:59 Nachmittag
Antwort #2

stapelia

  • Superuser

  • Offline
  • ***

  • 21
    • Profil anzeigen
Diese übermäßige Empfindlichkeit der Sinnesorgane kann eine Folge von hohem Cortisol-Spiegel sein (und da für die Herstellung von Cortisol Cholesterin gebraucht wird, könnte da eine Ursache für niedriges Cholesterin liegen) - womit natürlich noch nicht erklärt ist, warum der Körper soviel Stresshormon produziert, obwohl die hochsensiblen Menschen meist stressige Situationen meiden, weil alles einfach zu anstrengend ist.
Also würde ich vermuten, dass das eigentliche Problem ein Aldosteronmangel ist, der durch Cortisol kompensiert wird - mit der "Nebenwirkung" der "'Dünnhäutigkeit".

Soweit ich weiß ist Aldosteron für die Membranstabilität wichtig: mit genug Aldosteron bzw. Mineralocorticoid (zB Fludrocortison!) sollten die Stabilität der Zellhäute unterstützt werden und damit auch die Wahrnehmungsfilter besser funktionieren.

Weiß vielleicht jemand etwas über Forschung zu diesem Thema?

September 02, 2015, 06:43:08 Nachmittag
Antwort #3

Birgit

  • User

  • Offline
  • **

  • 3
    • Profil anzeigen
Laut Wikipedia-Artiekl gibt es zur Zeit zwei Ansätze für die Erklärung der Hochsensibilität:
Zitat
  • Die Gehirnteile und Neuronenverbünde, welche für die Dämpfung der Erregungspotentiale zuständig sind, seien aus bestimmten (wahrscheinlich genetischen) Gründen weniger stark ausgebildet, sodass die Erregung der Großhirnrinde deutlich höher ist als bei anderen Individuen.[3]
  • Der Thalamus funktioniere bei hochsensiblen Personen (HSP) anders als bei nicht-hochsensiblen, so dass mehr Reize als „wichtig“ eingestuft werden und damit das Bewusstsein erreichen.[4] Es gibt außerdem organische Hinweise, die als erhöhte thalamische Aktivität gedeutet werden können: Die von Aron beschriebenen Phänomene wie erhöhter Cortisolspiegel, stärkere Empfindlichkeit gegenüber Schlafmangel, Koffein, Hunger- und Durstgefühlen hängen hirnorganisch mit dem Hypothalamus zusammen.

Ich war gestern noch mal beim Doc und tatsächlich war doch ein Wert bei der Blutuntersuchung nicht ganz normal, nämlich das/die Östradiol(e) zu niedrig sind für mein Alter. Das könne zu den von mir beschriebenen Problemen auch passen. Die Androgene sollen ganz normal gewesen sein.

Wenn ich das mal mit meiner Theorie zu dem höheren Cortisol-Bedarf wegen der Hochsensibilität in Zusammenhang bringe und mir die Synthesewege der Steroid-Hormone anschaue ...



dann könnte es ja durchaus sein, dass in der Zeile, wo das Cortisol rauskommt, so viel verbraucht wird, dass unten nicht mehr so viel ankommt.
Vielleicht wird auch bei den Androgenen noch soviel rausgefischt (ich mit meinem breiten Körperbau ... nicht wegen dick, sondern auch mit 50 kg weniger noch breit), dass dann für die Östrogene nicht mehr soviel übrig bleibt.

Ich habe schon so überlegt, ob ich mal einen Arzt frage, ob man mal das komplette Programm da in dem Synthese-Weg durchchecken könnte. Vermutlich müsste ich das selber bezahlen, aber das würde ich auf mich nehmen. Zusätzlich noch mal ein Tagesprofil Cortisol.

Was meint ihr dazu?

Grüße, Birgit

PS: Um zu testen, ob es mir dann besser geht, bekomme ich also erst einmal ein niedrig dosiertes Östrogen Präparat.
« Letzte Änderung: September 02, 2015, 08:37:06 Nachmittag von Birgit »

September 21, 2015, 09:40:44 Nachmittag
Antwort #4

stapelia

  • Superuser

  • Offline
  • ***

  • 21
    • Profil anzeigen
"das komplette Programm...durchchecken" ist vermutlich so gar nicht möglich - Buchstaben oder Wörter zu zählen bedeutet ja auch nicht, einen Text zu verstehen.

Irgendwie scheint immer wieder nur Ausprobieren und Erfahrungen sammeln, was besser oder schlechter funktioniert, weiterzuhelfen.